Die sowjetischen Streitkräfte griffen unvermindert die deutsche Front an und drückten die deutschen Truppen immer weiter zurück auf die Orte Gurlowo, Keikino, Witino, Jamburg, Hungerburg und letztlich die Stadt Narva. Alle schweren Geschütze, die von den deutschen Streikräften aufgestellt waren um die sowjetischen Kriegsschiffe zu bekämpfen und die Festungswerke von Leningrad zu beschießen, müssen zurückgelassen werden.
In diese massiven Rückzugsbewegungen der deutschen Truppen ist auch Günther Steffen mit seinen Männern voll eingebettet. Letztlich nähert sich die Hauptkampflinie immer mehr dem Fluss Luga. Nur mit sehr großer Mühe gelingt es den Deutschen zwischen Narva und Peipusee eine neue Front zu bilden und eine Verbindung zu der weiter südlich operierenden Armee herzustellen.

In diesen Kampfabläufen spielt der Name "Witino" eine ganz besondere, vielleicht auch historische Rolle. Aufzeichnungen über den Verlauf der Kämpfe aus der Sicht von Angehörigen der "Nederland" sind mir in einigen Teilen zugänglich geworden. Insofern werde ich hier einige Auszüge/Beschreibungen aus dem Kriegstagebuch und ergänzende Schilderungen von Angehörigen einer Regiments-Pioniereinheit der "Nederland" sowie von einem  Angehörigen des SS-Panzergrenadier-Regiments 24, I. Bataillon (Danmark) anführen. Nur über diesen Weg erscheint es möglich aussagefähige Einrücke jener Tage und Stunden zu gewinnen. Das Panzergrenadier-Regiment kämpfte in dieser Zeit an der Seite der "Nederland". Insofern sind die "dänischen" Sichtweisen als fast deckungsgleich anzusehen. Sie kämpften zwar räumlich verschoben, hatten aber offensichtlich deckungsgleiche Probleme. Allerdings ist mir nicht bekannt ob die "Nederland" bzw. die Panzergrenadier-Regimenter 48. und 49. in ihrem Kampfbereich zumindest zeitweise die Rollbahn (Bezeichnung für die russischen Fernstraßen in der Sprache der deutschen Soldaten) zur Verfügung hatten und sowjetische Panzerverbände als unmittelbarer Gegner vorhanden waren. Ich vermute, dass sich die Rückzugskämpfe überwiegend in den Wäldern und Sümpfen abspielten, weil nur sehr wenige Straßen vorhanden waren. Knüppeldämme und teilweise ein Bahndamm waren die Rückzugswege. 

  

Ein bestimmter "Ort" an der Rollbahn wird zum traurigen Brennpunkt der Geschichte: 

 

 Im Dezember 1943 lebte es sich im Westteil des Oranienbaumer Kessels den Umständen entsprechend in der Stellung bei Globicy nicht schlecht.Die Soldaten regten sich über die ersten Körperläuse auf, suchten alle paar Stunden die Hosen und Hemden durch. Nach kurzer Zeit zeigte sich, dass dieses ein vergeblicher Kampf war. Es waren nicht nur einige, sondern hunderte, tausende Läuse unterwegs. Im Freien, in der Kälte, hielten sich die Läuse ruhig. Sie saßen still entlang der Nähte in den Hosen und in den Falten der Unterwäsche. Aber wehe , man kam in den warmen Erdbunker, da wurden sie lebendig und nur die abgelegten Eierlarven konnten geknackt werden.

 Anfänglich waren die Soldaten der Meinung, die Biester durch Kälte töten zu können. Sie vergruben die Wäsche im Schnee. Aber selbst nach Tagen der Kältebehandlung marschierten die Läuse wieder los.  

Dann erhielt jeder Soldat einen Beutel mit einem rötlichen Pulver. Auf dem Beutel war deutlich folgender Hinweis zu lesen:  

 

"Die Heimatfront ist stolz darauf dem Soldaten der Ostfront nun ein Mittel in die Hand geben zu können, das der Läuseplage ein Ende setzt".   

 

Das Pulver wurde in alle Klamotten zerstäubt. Einige Läuse verendeten auch. Eine merkbare Verbesserung trat aber nicht ein. Die Enttäuschung war sehr groß. Die restlichen Pulverbeutel wurden aus den Bunkern und Gräben ins Freie geworfen. Allerdings vollzog sich damit ein nicht einkalkuliertes Ereignis. Der tiefe Schnee färbte sich Blutrot und dadurch wurden die mühsam getarnten Stellungen und Anlagen für jedes Aufklärungsflugzeug der Sowjets sichtbar. Die Quittung kam bereits kurze Zeit später, als die sowjetische Artillerie sehr genau den Stellungsverlauf unter Beschuss nehmen konnte.  

 

Als das III. germanische Korps im Dezember 1943 an den westlichen Teil des Oranienbaumer-Kessels verlegt wurde, waren die Mannschaften darüber enttäuscht an einem derartigen "Nebenkriegsschauplatz" eingesetzt zu werden. Sie ahnten nicht, dass die eigene Führung bereits wusste, dass es in Kürze sowohl aus dem Ornienbaumer Kessel als auch aus dem Leningrader Raum zu einem sehr enttscheidenden Schlag durch die Sowjets gegen die deutsche Front kommen würde und dieses der Grund für die Truppenverlegung war.  

 

Die relative Ruhe war sehr schnell vorbei. In den Nächten brüllten Lautsprecher der Sowjets über die Schneewüste und forderten die deutschen Soldaten auf, überzulaufen. Es sang Zarah Leander, dann wurde die Musik abrupt unterbrochen und eine Stimme brüllte "Nein, für euch wird es kein Wunder mehr geben. Ihr verreckt alle für Hitler und in der Heimat huren die Parteibonzen mit euren Frauen. Deshalb "kommt rüber", bringt das Kochgeschirr mit, hier gibt es gleich Verpflegung und Marmelade" usw. Dieses war die psychologische Kriegsführung der Gegenseite !

 

Die Sowjets tasteten mit Späh- und Stoßtrupps die deutschen Stellungen ab. Es kam immer wieder vor, dass in der Nacht ein oder auch zwei Soldaten direkt aus ihrer Stellung "entführt" wurden. Die Sowjets brachten es fertig fast unhörbar bis an die Posten heranzukommen, diesen dann den Hals durchzuschneiden oder sie mitzunehmen. Keiner bemerkte etwas. Es wurden dann Pfähle in die gefrorene Erde geschlagen an denen die Maschinengewehre mit Ketten befestigt wurden. Die Stellungen wurden dann dauernd kontrolliert und es zeigte sich, dass immer wieder einzelne Posten schlafend angetroffen wurden. Es drohte den Kameraden ein Verfahren vor dem Kriegsgericht. 

Mitte Januar 1944 kam die gesamte Oranienbaumer und Leningrader Front schlagartig in Bewegung.Mit einem nicht erwarteten überaus heftigen Feuerschlag der Sowjets wurde der Kampf für die Befreiung des eigenen Landes eingeleitet. Die Zeit der sehr vielen blutigen Abfuhren bei den Angriffen war für die Sowjets vorbei. Es galt immer mehr das Gesetz der "großen Zahl". Diese Wandlung der Verhältnisse war den deutschen Soldaten nicht bekannt. Der Frontverlauf wurde von den Sowjets immer mehr zurückgedrängt.

Die Hauptstoßrichtung dieses Angriffs waren nicht die Truppenteile der Waffen-SS, sondern der Abschnitt der 9. und 10. Luftwaffen-Felddivision. Also Einheiten von " Hermann Göring", die auch einen Beitrag bei der Eroberung des Ostens leisten sollten. Auf Anhieb gelang den Sowjets der Durchbruch.

Ungefähr am 17.01.1944 wurde eine Truppenverlegung vorgenommen um die Einbruchstelle wieder zu beseitigen. Es entstand ein weit auseinander gezogener motorisierter Marsch. Rechts und links der Rollbahn humpelten zerlumpte, unbewaffnete Luftwaffensoldaten in großen Gruppen nach Westen. In diese Menschenansammlungen krachten unablässig die sowjetischen Granaten, flogen feindliche Flugzeuge (Ratas) kilometerweit über brennenden Fahrzeuge und zerfleischten mit den MG-Garben ganze Gruppen der Luftwaffensoldaten. Ihre Einheiten wurden in den konzentrierten Angriffen der Sowjets fast völlig vernichtet und demoralisiert.

Die Truppenverlegung fuhr direkt in die feuerspeiende Nachthölle. Die Soldaten mussten um voranzukommen Verwundete und Tote von der Rollbahn zur Seite räumen.

Die Sowjets hatten die uneingeschränkte Luftüberlegenheit. Schemenhaft waren die nach hinten fliehenden Deutschen ohne Stahlhelm, ohne Koppel, ohne Waffen und viele weinend, andere vor sich hintappend auf der Rollbahn. Und daneben lagen unbewegliche Körper oder noch um sich schlagende Körper oder Körperteile.

In Nord-Russland wurde im Winter fast ausschließlich auf der Rollbahn und auf den wenigen sonstigen Straßen bzw. Bahndämmen gekämpft. Das übrige Gelände war durch den meterhohen Schnee durchweg nicht passierbar. Dieses galt für Freund und Feind gleichermaßen.

Auf der Rollbahn hörte man weit im Westen die sowjetischen Panzer vorwärts rollen. Es war klar, sie überholten bewusst in der Erkenntnis, dass die überholten Truppenverbände wie eine reife Frucht ihnen in die Hände fallen werden.

Die eigenen Fahrzeuge näherten sich langsam einem Ortsrand an der Rollbahn. Die Pakgeschütze waren abgekoppelt und wurden von den zuständigen "Besatzungen" auf dem fest gefahrenen Schnee der Rollbahn gezogen. Die Mannschaften schwärmen aus und schrittweise ging es auf den Ort zu. Als sich im Ort nichts rührte, fuhr ein eigener Panzer langsam bis zum Ortsrand wobei die eigenen Panzer den notwendigen Feuerschutz gaben. Allerdings standen sie notgedrungen hintereinander auf der Rollbahn.

Plötzlich flog der Panzer in die Luft. Ein Inferno brach los. In den Holzscheunen und Häusern im Ort hatten die Sowjets T 34-Panzer abgestellt. Sie durchbrachen alle zur gleichen Zeit die Tarnung und konzentrierten ihr Geschützfeuer auf unsere Leute, die wie auf dem Präsentierteller auf der Rollbahn standen. Das erste Pakgeschütz wurde von der Mannschaft herumgerissen, die Holme wurden in den harten Boden geschlagen. Sie konnten nur einen Schuss herausbringen bevor sie einen Volltreffer erhielten. Menschen und Teile der Pak flogen durch die Luft. Kameraden leisteten Hilfe. Sie schnitten die Kleidung auf und verbanden die zerfetzten Körperteile so gut es ging.
 

Das Bataillon war inzwischen soweit es ging rechts und links der Rollbahn vorgerückt. Die meisten eigenen Lkw´s brannten oder waren in die Luft geflogen. Wir mussten alles tun um von dem Präsentierteller der weit einzusehenden Rollbahn wegzukommen, versuchen den Ort einzunehmen und den Weg in Richtung der vermuteten deutschen Linien frei kämpfen. Die 3 oder 4 verbliebenen Panzer und Schützenpanzer rückten langsam vor und gaben den folgenden Infanteristen Feuerschutz um die sowjetischen Panzer und Infanterie niederzuhalten. Im Tiefschnee und weit auseinandergezogen , von Mann zu Mann mindestens 20 Meter Abstand, bewegten wir uns auf den Feind zu. Die Sowjets ließen uns gewähren. Im Bewusstsein der eigenen Überlegenheit eröffneten sie erst mit Verzögerung ein konzentriertes Machienengewehrfeuer. Einer nach dem Anderen aus unseren Reihen fiel in den Schnee. Unser Angriff brach nach kurzer Zeit zusammen. Viele Verwundete versuchten sich zur Rollbahn zu schleppen. Sie wurden dabei einzeln abgeschossen. Jedem war klar, dass das Batallion verloren war.

Im schweren Feuer schleppten wir einzelne Verwundete zu einem Panzer, warfen sie auf die Fahrzeugoberseite, andere einfach in einen Panzerspähwagen. Mit Höchstgeschwindigkeit und wild um sich schießend rasten die Fahrzeuge in Richtung Ortseingang. Schon beim Anfahren fielen einzelne Verwundete von den Fahrzeugen, weil sie sich nicht genügend festhalten konnten. Andere wurden von Infanteriegeschossen getroffen. Es war ein Chaos.

Ungefähr zwanzig Kameraden versuchten einen Waldrand zu erreichen. Es gehörte eine unsagbare große Überwindung dazu, die vielen sich windenden Kameraden im blutverschmierten Schnee liegen zu lassen. Die Entfernung zum Waldrand musste ohne jegliche Deckung zurückgelegt werden. Sowjetische Panzer schossen immer wieder ihre Spreng- und Splittergranaten in unsere Richtung. Weiter kamen nur die Kameraden, die genug Kräfte hatten um sich im Tiefschnee vorarbeiten zu können. Die letzten hundert Meter zum Wald wurde fast ohne Deckungssuche zurückgelegt. Jeder stampfte vor sich hin und hatte nichts dagegen vom gegnerischen Feuer erwischt zu werden. Wenn die unbeschreibbaren Anstrengungen einen gewissen Punkt überschreiten, verliert der Tod seinen Schrecken und der Wunsch nach "Ruhe" ist groß. Egal wie !

Waldrand erreicht. Schon zwanzig Meter im Birkengestrüpp erzeugten das Gefühl hinter einer Panzerstahlplatte geschützt zu sein.

Von unserem Bataillon waren 8 Kameraden übrig geblieben. Fast alle waren mehr oder weniger verwundet. Einer der Kameraden hatte kein Gesicht mehr. Ein Geschoss hatte ihm den Unterkiefer weggerissen.Das Blut war gefroren und hing ihm über den Hals. Ein weiterer hatte einen Lungensteckschuss.

Im Wald bleibend versuchten wir den immer noch vor uns liegenden Ort zu umgehen. Orientierungshilfe war uns die Rollbahn. Wir wollten so versuchen wieder auf deutsche Soldaten zu stoßen. Es war ein gespenstiger Zug von Geschlagenen und wohl der grausamste Gegner hätte Mitleid gehabt und seine Schüsse als Gnadenschüsse betrachtet.

Das Zeitgefühl war verloren gegangen. Wie lange der Marsch durch das Unterholz der unberührten Birkenwälder dauerte war nicht mehr einzuschätzen. Es wurde Nacht und wieder Tag. Die Orientierung war aber immer die rechtsseitig liegende Rollbahn.

Mitten einer Nacht erreichten wir ohne es zu merken durch das Birkengestrüpp den Rand der Rollbahn. Vor Erschöpfung und ohne Verstand gingen wir direkt auf die Rollbahn. Plötzlich wurde uns bewusst, dass wir mitten in einer weit auseinander gezogenen Kolonne einer sowjetischen Eliteeinheit, vermutlich Leningrader Marineinfanteristen, befanden. Die sowjetischen Soldaten waren alle in Fell gekleidet und waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. Es war ein Alptraum, wie hunderte Soldaten hintereinander im Gefechtsformation fast unhörbar nach Westen zogen. In der herrschenden Überraschung konnten wir auf allen Vieren wieder den Wald und Birkengestrüpp erreichen. Erst dann kamen die ersten MP-Garben. Wir verhielten uns still und wurden nicht verfolgt.

Der Gefechtslärm wurde immer eindringlicher. In kurzen Abständen überflogen sowjetische Kampfflugzeuge die Rollbahn. Für uns die Hinweise, dass eine Chance bestand die deutschen Linien zu erreichen.

Plötzlich beschossen die Kampfflugzeuge auf gleicher Höhe mit uns die Rollbahn. Ein Zeichen dafür, dass die Deutschen nicht weit waren. Um sicher zu sein stapften wir noch eine weitere Stunde durch den Wald bis wir den Gefechtslärm schon etwas hinter uns hörten. Totzdem näherten wir uns mit aller Vorsicht der Rollbahn und beobachteten die Fahrzeugbewegungen. Es wurde dann klar, dass es deutsche Fahrzeuge waren. Wir gingen auf die Rollbahn. Vorhandene Deckungen ausnutzend erreichten wir einige "Russenkaten". Schnell wurden die Verwundeten für einen Transport zur nächsten Verbandsstelle verladen.

Der Ortes vor dem der größte Teil des Bataillons vernichtet wurde ist : "Witino"

Anmerkung:

Witino liegt im Nahbereich einer Fernstraße Richtung Leningrad / Iwangorod (Grenze zu Estland)

Die Sowjets lenkten ihre Truppen nach der Eroberung der Rollbahn nach Westen um. Der Weg Richtung Narwa schien frei zu sein. Gerade rechtzeitig konnte ihnen eine Kampfgruppe der Brigade Nederland entgegengeworfen werden um bei Witino die Rollbahn wieder zu sperren. Als sich die Kampfgruppe der Nederland dem Ort Witino von Westen - es war am 21.1.1944- näherte, sind die Sowjets von der anderen Seite schon in den Ort eingedrungen. Ein sofortiger Gegenangriff der Kampfgruppe drängte die Sowjets wieder zurück. Überreste des dänischen Regiments wurden lebend nicht mehr vorgefunden.Die toten dänischen Soldaten waren weit verstreut aufgefunden worden.

Endgültig wurde das I. Bataillon im März 1944 in der Narvastellung aufgelöst. Die Überlebenden wurden dem II.Batallion zugeteilt.

Soweit die dänischen Schilderungen.

Es folgen weitere Beschreibungen zu den Rückzugsbewegungen aus der Sicht verschiendener Quellen. Dieses sind z.B. das Kriegstagebuch, Befehle des Division-Gefechtsstandes, Niederschriften von Angehörigen der Pioniereinheiten der 4. SS-Freiweiwilligen Panzer-Grenadier-Brigade bzw. der 23. SS-Freiw.-Panzer-Grenadier-Division Nederland).

Der Brigade-Gefechtsstand war in Lutschki..... Die Brigade selbst bezog Stellung zwischen Kernowo (Regiment "De Ruyter" /49.) und westlich von Gorbowitzy das Regiment "General Seyffardt" /48.. Dort lag auch der Regiments-Pionierzug in einem Waldlager um Bunker und Feuerstellungen zu bauen. Außerdem wurden Spähtrupps durchgeführt, die sehr risikoreich waren. Nachteilig wirkte sich aus, dass die Unterführer des Pionierzuges weder über Pistolen, Marschkompass oder Leuchtpistolen verfügten. Auch Kartentaschen mit Zubehör gab es nicht. Skizzen wurden auf eigenem Briefpapier angefertigt. Das Einzige was die Unterführer besaßen war eine Machinenpistole.Vieles wurde später nachgeliefert, einiges war bereits durch "Selbsthilfe" beschafft.

....... Die Front vor Leningrad wankt unter den Feuerschlägen der Sowjets.Der Oberbefehlshaber der deutschen 18. Armee -Generaloberst Lindemann - sieht nur einen Ausweg: der beschleunigte Rückzug der gesamten Armee !

Weitere Abläufe:

Am 15.01.1944 spielen die sowjetischen Oberbefehlshaber einen zweiten Trumpf aus. Westlich von Leningrad stürmt die sowjetische 42. Armee nach Westen. Die im Schlauch von Peterhof stehenden deutschen Truppen geraten zwischen die Fronten. Teile des Korps gehen in diesem gnadenlosen Kampf völlig unter, andere befreien sich aus der Umklammerung. Die Reste erreichen bei Witiono den Anschluss an die eigenen Truppenteile.

Am 27.01.1944 klappt der Westteil der Oranienbaumer Front zusammen. Die Einheiten des III. germ. SS-Panzer-Korps maschieren auf Waldwegen und Knüppeldämmen zur Rollbahn, auf der sich ein endloser Strom maschierender und fahrender Kolonnen nach Westen wälzt. Pionierkommandos sprengen wichtige Brücken und Objekte.Die sowjetische Artillerie hat sich auf verschiedene Waldschneisen eingeschossen und deckt sie ohne Unterbrechung mit einem dichten Granathagel ein. So muss ein anderer Weg durch den Wald gesucht werden. Das bedeutet eine Verzögerung des Marsches, der sehr schnell vor sich gehen musste, um einen Abstand zum Feind zu bekommen.
Der Rückzug hat begonnen und führt durch fast unwegsame Wälder und über sehr schmale Straßen. Gewaltige Fußmärsche durch knietiefen Schnee, bei denen Waffen und Gerät auf Schlitten von den Soldaten gezogen werden müssen, erfordern einen letzten Kräfteeinsatz. Das ist kein Rückzug. bei dem man dem Gegner durch schnelles, bewegliches Ausweichen und überraschendes Angreifen mit schwachen Kräften Verluste zufügen kann. Hier darf man nicht abgeschnitten werden, es würde Tod oder Gefangenschaft bedeuten.

Am 28.1.1944 hält die "Nordland" bei Gurlowo eine Sperrstellung. Unter ihrem Schutz gehen die "Nederland" und die Kampfgruppe "Küste" (ein zusammengewürfelter Küstenschutzverband) zurück. Überall drängen sowjetische Verbände nach.

Am 29.01.1944 hält das Regiment 23 "Norg" eine Sperrstellung bei Opolje. Der Oberbefehlshaber Model der Heeresgruppe Nord beabsichtigt die Luga-Stellung zu halten. Dieses Vorhaben ist aber nicht durchführbar. Die Sowjets haben die Luga bereits überschritten und bewegen sich dem Peipus-See (Narwa-Festung) entgegen.  

Die "Nordland" und die "Nederland" halten bei Kingisepp die Luga-Linie. Die "Panther-Linie" ist dagegen bereits verloren, ehe sie vollständig besetzt werden kann.

Weitere Beschreibungen des Rückzuges im Fokus der "Nederland":

Am Morgen des 28.01.1944 beginnt auch für die "Nederland" der Rückzug. Alle Rückzugswege verlaufen zwischen der Rollbahn Leningrad-Narwa und der Küste des finnischen Meerbusens. Zunächst wird die Strecke Udenolowo, Pillowo, Kikkowo nach Keikino bewältigt.

Die tief verschneiten Wälder und der starke Beschuss durch die Sowjets behindern die Absetzgeschwindigkeit sehr. Es geht nur mühsam voran. Im Raum Kotly kommt es bei den Absetzbewegungen der Regimenter "Ruyter" und "General Seyffardt" zu sehr schweren Nachhutkämpfen mit der sehr massiv nachrückenden 47. sowjetischen Armee.

Während des gesamten Rückzuges bildete der Regiments-Pionier-Zug fast immer das Schlusslicht des Regiments "General Seyffardt" weil die passierten Wege vermint werden mussten. Zwangsläufig kommt es laufend zu Feindberührungen, die sich zusätzlich nachteilig auf die Absetzgeschwindigkeit auswirkten.

Die gesamte 4. SS-Brigade Nederland zog sich bei Keikino in eine neue Sperrstellung zurück. Kurz vor Erreichung dieses Ziels verlor der Regiments-Pionier-Zug den Anschluss an die Brigade. Ein sofort durchgeführter Befreiungsschlag bereingte die Sitution erfolgreich. Im Eiltempo setzt sich der Pionier-Zug mit 5 Verwundeten auf Keikino ab.
Am 30.01.1944 geht das Regiment "General Seyffardt" als letzte Einheit über die Luga.

 

Ergänzend:

Im Monat Februar 1944 bis in den Mai des Jahres kämpfte die 4. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade "Nederland" in den Birkenwäldern, Sümpfen und Moorgebieten entlang der Narwa sehr erfolgreich gegen die immer wieder anrückende "Rote Armee".