Am 30. Januar 1944 passiert, von feindlichen Angriffen schwer angeschlagen, das „Regiment 48“ als letztes die Luga.  Pioniere der „Nederland“ sprengen die letzte verbliebene Brücke über die Luga bei Keikino. Im Ablauf der abgewickelten Rückzugsmaßnahmen ist

Günther Steffen

im Kreis seiner Kameraden für Volk und Vaterland gefallen.

Günther Steffen wurde nur 33 Jahre alt.

Natürlich wurden zahlreiche  Versuche unternommen möglichst umfangreiche Informationen über die Abläufe an diesem Tag zu sammeln. Viele beschreibende Angaben wurden nicht gefunden. Belegt ist aber zweifelsfrei, dass nach dem Kriegstagebuch (der Führerliste von J.P. Moor) der „Nederland“ Günther Steffen als

Kompaniechef der 6. Kompanie des SS – Freiwilligen-Panzer-Grenadier-Regimentes 48 innerhalb der SS - Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade Nederland

gefallen ist.

Sehr konzentriert wurde ergänzend nach genauen Angaben über den Ort des Geschehens gesucht. Bekannt war am Beginn der Recherchen nur, dass Günther Steffen sich an der Ostfront befand und sich das Geschehen im Großraum nordöstlich der Stadt Narva abgespielt hatte. Die Rückfragen bei den betrauten Dienststellen förderten zum Glück weitere Angaben zu Tage.

Danach gilt:

Gefallen in der unmittelbaren Umgebung von Kuplia (Kuplya).

Kuplja ist ein Ort in der Region Orenburg.

Orenburg ist die Hauptstadt der Oblast und liegt im Förderationskreis der Wolga, also im europäischen Russland. In 1944 war dieser Bereich von Estland noch eine der drei sogenannten "Sowjetrepubliken.

Im Jahre 2009 zählte die Stadt über 524.ooo Einwohner. Orenburg liegt 1.230 Kilometer südöstlich von Moskau, unweit der Grenze zu Kasachstan. Von 1938 bis 1947 führten Stadt und Oblast den Namen Tschkalow, zu Ehren eines gleichnamigen sowjetischen Piloten.

Der Tod von Günther Steffen ist als Kriegssterbefall beim Standesamt Hamburg-Sasel unter der Nr.: 43/1944 beurkundet.

Der Ort Kuplia liegt etwas nördlich zwischen dem Kopenskkoje- und Glubokoje-See nicht sehr weit vor der Stadt Narva.

Fest steht, dass die motorisierte Nachhut, die Kampfgruppe Helmut Breymann mit Teilen  der 6. und 8. Kompanie des Regimentes 48 von den sowjetischen Streitkräften zwischen den Orten Peipija und Kuplja eingeschlossen waren. Die Angehörigen der "Nederland"  konnten sich allerdings aus eigenen Kräften befreien und sich im Rahmen des laufenden Rückzuges unter schweren Kämpfen weiter nach Westen durchschlagen. Der Plan für die Absetzbewegungen  konnte so einigermaßen eingehalten werden.

Gleichzeitig dringt der Feind beiderseits der Rollbahn in Höhe von Pittowo in Bataillionsstärke unvermindert weiter vor.

Die letzten Truppenteile der "Nederland" passierten die Brücke bei Keikino um 24.00 Uhr. Gegen 3.15 Uhr (am 1.2.1944) wurde diese Brücke gesprengt. Die Angehörigen der "Nederland" bezogen einen neu zugewiesenen Verteidigungsabschnitt. Alle hofften auf die von der Führung zugesagten gut ausgebaute Stellungen, was aber ein gewaltiger Trugschluß war. Es waren zwar hervorragende Pläne vorhanden, hierbei ist es aber  geblieben. Die Folgen waren, dass die Soldaten eingebunden in schwere Rückzugskämpfe mit den nachdrängenden Sowjets, den  erforderlichen Stellungsbau selbst vollziehen mußten, was durch den harten Winter zusätzlich erschwert wurde.

Das Regiment 48 bewältigte zusammen mit dem Regiment 49 und anderen Kampfgruppen die befohlenen Absetzbewegungen Richtung Westen. Der Weg führte durch dichte Wälder und ein Sumpfgebiet, wo sich die schweren Fahrzeuge bald fest fuhren. Ziel: Eine Rollbahn erreichen. Wahrscheinlich hatte man die "Eisenbahn-Rollbahn im Blickwinkel. Eine Umkehr war unmöglich. Bäume wurden gefällt und damit ein Knüppeldamm gebaut. Durch diese Arbeiten ging wertvolle Zeit verloren. Die Sowjets drückten mit starken Kräften auf die fliehenden deutschen Soldaten. Zusätzlich wurden die rückwärts flutenden deutschen Verbände (auch das Regiment 48), obwohl schon stark behindert, laufend von sowjetischen Schlachtflugzeugen angegriffen und zusätzlich von Artillerie beschossen.

Nach Auszügen  aus einem Kriegstagebuch der Brigade (Signatur und Band-Nummer sind nicht bekannt) gehörte Günther Steffen als Chef der 6. Kompanie der Kampfgruppe Helmut Breymann an. Von einer Kampfgruppe spricht man, wenn die Mannschaftsstärke unter 9oo Mann liegt. Es sprechen sehr viele Erkenntnisse dafür, dass es kein Kriegstagebuch des Regimentes 48 zumindest für die Zeitspanne Ende 1943 und Anfang 1944 infolge der der Vernichtung  mehr gibt. Auch von dem Regiment 49 existiert Kein Kriegstagebuch.  Offenbar liegt es noch da, wo es der damalige Regimentsführer vergraben liess bevor sich die Reste seines Regimentes in amerikanische Gefangenschaft begaben.   

Im Verlauf des beschriebenen Ausbruchs der Kampfgruppe Breymann aus dem Einschließungsring bei Kuplja ist

Güther Steffen

gefallen.

In einem persönlichen Kondolenzbrief vom Februar 1944 an die Witwe von Günther Steffen schrieb Helmuth Breymann u.a.:

Als Vorgesetzter und Freund fällt es mir sehr schwer Ihnen übermitteln zu müssen ....

Günther Steffen fiel am 30.01.1944 an der Spitze seiner Kompanie, als er als letzter am Feinde, im Ablauf grausamer Wald- und Sumpfkämpfe den Auftrag hatte, die Absetzbewegungen des Regiments zu decken...

Aus der Tatsache, das Helmut Breymann erst Ende Februar 1944 dazu kam, den bei Gefallenen und Vermissten üblichen Brief an die Angehörigen zu schreiben, ist unschwer abzuleiten, dass es bis an die Narvafront heran kaum eine Möglichkeit gab, festzustellen und zu registrieren, wer, wann und wo bei den schweren Rückzugsgefechten in den Einheiten fehlte.

 

Ob eine namentliche  Nennung des Soldatentodes von Günther Steffen durch das damals für die Brigade Nederland zuständige Armee-Oberkommando erfolgte, ergab die Recherche nicht.

 

SS-Sturmbannführer Helmut Breymann, Kommandeur der II. Kompanie, Regiment 49,

hat sich nach einer unsicheren Quelle im Februar 1944 das Leben genommen. Oft wird er auch als vermißt gemeldet ( ab Juli 1944).

 

 

 

 

 

Gegenüberstellung militärischer Bezeichnungen

SS-Verfügungstruppe        Wehrmacht/Heer

  Sturm                                Kompanie

        Sturmbann                               Bataillon  

                  Standarte                          Regiment  

 

Bis zum 18.01.1940 galten in der SS-Verfügungstruppe/Waffen-SS die offiziellen Bezeichnungen Sturm, Sturmbann und Standarte. Lange vor diesem Datum wurden u.a. in offiziellen Dokumenten die Bezeichnungen Kompanie, Bataillon und Regiment verwendet. Die Reichsführung der SS hätte diese Bezeiuchnungen gerne behalten. Aber einige Vertreter der SS-Verfügungstruppe wie z.B.Paul Hausser, Felix Steiner oder auch Wilhelm Bittrich entschieden sich für die Wehrmachtsbezeichnungen. So kam es, dass für dieselben SS-Einheiten oft unterschiedliche Bezeichnungen parallel Anwendung fanden.