Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wurde Günther Steffen durch Splitter eines Artilleriegeschosses in Kopf und Bauch schwer verwundet. Diese Aussage ist insofern fraglich, weil keine Aussagen von Kameraden aus dem unmittelbaren Umfeld vorliegen. Es ist leider eine Tatsache, dass die Todesursache häufig mit allgemein üblichen Angaben beschrieben wurde.  Eine Bergung durch Kameraden war aufgrund der Kampfhandlungen nicht möglich. Es sind bisher keine Aufzeichnungen in irgeneiner Form über die ganz genauen Todesumstände zu finden gewesen.


In dieser Zeitphase herrschte im Rückzugsgebiet starkes Artillerie- und Bordwaffenfeuer aus Schlachtfliegern der sowjetischen Streitkräfte. Mit Bomben und Bordwaffen griffen die Russen die zurückflutenden Kampfgruppen direkt an.
Ob Günther Steffen nach seiner schweren Verwundung noch in die sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet oder sehr kurzfristig an seinen schweren Verletzungen verstarb ist eine nicht zu beantwortende Frage.
Tatsache ist, dass Günther Steffen aufgrund der schweren Rückzugskämpfe von seinen Kameraden nach der Verwundung nicht geborgen werden konnte. Diese Aussage bedeutet, dass Günther Steffen den nachrückenden sowjetischen Streitkräften überlassen werden musste. Einen befreienden Gegenstoß der deutschen Truppen hat es nicht mehr gegeben. Günther Steffen ist wahrscheinlich mit vielen anderen Kameraden zusammen auf dem Schlachtfeld den Weiten des Landes überlassen worden ......

So können die letzten Gedanken von Günther Steffen gewesen sein:


"Wieder schlagen Granaten neben dir ein. In einzelnen Bombentrichtern neben dir sind Kameraden, mit denen du vor wenigen Augenblicken noch gesprochen hast, nicht mehr da. Weg sind sie, einfach so weg. Und wieder hast du Todesangst, Tränen stehen in den Augen. Dann, plötzlich unmittelbar vor dir ein gräßlicher Knall, sehr starke Schmerzen jagen durch deinen Körper.Überall ist Blut. Eine Granate hat dich zerfetzt. In sehr kurzen Augenblicken rennt dein kurzes Leben an dir vorbei. Du denkst an Deine Frau Helene und an die vier Kinder und an die Eltern ! Mit letzten Kräften rufst du nach dem "Sanitäter" ! Aber keiner hört dich. Keiner ist bei Dir ! "


Ob es ein Grab gibt ? Dieser Frage wurde sehr energisch mit großem Zeitaufwand nachgegangen. Trotzdem ist Frage nach den Erkenntnissen negativ zu beantworten. Es gibt keinen Ort für eine Trauer ! Das eigentliche Ziel dieser der Recherche konnte somit niemals erreicht werden  die eigene Füße auf die Erde zu stellen in der Günther Steffen liegt. Wäre Günther Steffen in einem festen Stellungsbereich gefallen, hätten die Kameraden ihn mit großer Wahrscheinlichkeit bergen können. Dadurch, dass sich das Bataillon und damit auch die dazu gehörenden Truppenteile der 6. Kompanie im wahrsten Sinne des Wortes in mörderischen Absetzkämpfen zurückziehen mussten, war eine Bergung von Günther Steffen und den anderen Kameraden nicht möglich.


Die Familie musste zur Kenntnis nehmen, dass wenn überhaupt eine Bestattung durch die Zivilbevölkerung dort erfolgte wo es möglich war und häufig erst nach dem der Schnee getaut war. Es war egal wann und wo. Mögliche Gräber von gefallenen deutschen Soldaten wurden nach dem Krieg aber auch in sehr großer Zahl von den Sowjets bewusst zerstört und eingeebnet oder überbettet. Der "Verbleib" von Günther Steffen ist somit  für alle Ewigkeit nicht geklärt. Er ist in dem Strudel der Rückzugskämpfe gefallen. Gültig war letztlich das Motto "Rette sich wer kann" und wenn schon die verletzten Kameraden liegen gelassen werden mußten, um so weniger konnte man sich um die toten Kameraden kümmern. Die Bergung dieser Soldaten - wenn sie überhaupt erfolgte - war wie bereits erwähnt eine Angelegenheit der Zivilbevölkerung. So wurden die Gefallenen zum Teil in Gemüsegärten oder in der freien Natur vergraben oder verscharrt. Manchmal gab es auch ein christliches Begräbnis.Nähere Informationen wären nur über Ereigniszeugen möglich. Diese Zeugen gab es auf Grund der Umstände schon vor über 70 Jahren fast nicht und heute erst recht nicht mehr.

Es könnte aber u.U. eine Wende in dieser Frage geben. Der Volksbund ist wie bekannt bemüht, auf der Grundlage von Kriegsgräberabkommen die Gräber deutscher Soldaten zu finden und ihnen auf Dauer gesicherte Ruhestätten zu geben. Der Volksbund hofft, in nicht allzu ferner Zukunft auch das Grab von Günther Steffen zu finden und die Gebeine auf einen Soldatenfriedhof überführen zu können. Dier Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Insofern habe ich sie ab Januar 2017 wieder aktiviert !   

Zu diesem Ablauf gibt es zusätzlich eine andere ernsthafte Version. Es könnte so gewesen sein, dass Günther Steffen – genau wie viele andere militärische Führer auch ( Beispiel Breymann) - auf keinen Fall in die russische Kriegsgefangenschaft wollte und sich deshalb nach dem Rückweichen seiner Kameraden selbst das Leben nahm....


Das Wehrstammbuch, das Soldbuch oder eine Dienstlaufbahnbeschreibung bzw. der Wehrpass liegen nicht vor. Es ist durch eine Kameradenbestätigung bekannt, dass die beiden Günther Steffen gehörenden "Manöverkisten" mit seinem gesamten Besitz durch Feindeinwirkung in Verlust gerieten. Für die Rechere ist es sehr von Nachteil, dass das Soldbuch oder die Dienstlaufbahnbeschreibung nicht vorliegt. Es fehlen daher Aufzeichnungen über die Teilnahme an Kampfhandlungen (Schlachten) sofern sie für die Begründung geplanter/angestrebter Beförderungen relevant waren. Die Daten hätten sehr geholfen den Einsatzverlauf von Günther Steffen heute genauer zu beschreiben.


Tatsache ist, dass unmittelbar nach Kriegsende die Familie Unterlagen, Bilder, Kondollenzschreiben von bestimmten Kameraden und Auszeichnungen aus Angst vor Repressalien vergraben hat. Leider wurden diese Unterlagen später nicht wieder geborgen und gerieten so in die Vergessenheit.

Für die Soldaten gab es nur eine Quelle, um mit den Angehören in der Heimat in Kontakt zu bleiben: Es war die Feldpost.

Viele Soldaten aller Waffengattungen haben nachweislich unzählige Briefe und Karten zu ihren Familien und auch an Freunde und Bekannte geschickt. Auch konnten die meisten selbst gar nicht genug Post bekommen, um die Verbindung zu der Frau, den Kindern und der Heimat selbst aufrecht zu erhalten. Der Inhalt der Briefe war so unterschiedlich, wie die Menschen, die sie schrieben. Banale Dinge nach dem eigenen Besitz, die Gesundheit der Kinder oder aber Liebesbriefe wurden formuliert und sehr oft unter Tränen aufgeschrieben.

Günther Steffen hat an seine Frau und die Kinder Briefe oder Karten geschrieben. Einige Exemplare sind im Familienbesitz und dokumentieren die tiefe Sehnsucht nach der Frau, den Kindern, das Zuhause und die Heimatverbundenheit auf sehr eindruckvolle Weise.

Das Kondolenzschreiben zum Tod von Günther Steffen von SS-Brigadeführer und Generalmajor Fitzthum liegt vor. Leider beschreibt der Brief die Umstände zum Tod von Günther Steffen Gründen nicht.
Die Ausführungen Fitzthums datiertvom 4. Mai 1944 –also rd. 4 Monate nach dem Todestag geschrieben – sprechen u.a. von einem „Ruhen in der Erde“. Diese Beschreibung ist ganz offensichtlich eine Art Sprechblase, die Trost und Ruhe erzeugen sollte. Mit den bitteren Tatsachen vor Ort in Russland zu der damaligen Zeit hat sie leider keinen realistischen Bezug. Es herrschte wie wir wissen ein sehr strenger Winter. 

 

Günther Steffen war Offizier der Waffen-SS und führte ein erfolgreiches Regiment. Trotzdem scheint es so zu sein, dass sein Tod in keinem Tagesbericht oder Kriegstagebuch erwähnt wurde. Das Verschweigen ist in den Umständen der Zeit zu suchen, für die Familie ist es eine fehlende Erinnerung !

 

Es gilt: "Die Toten sterben, wenn sie vergessen werden, ein zweites Mal" (Peter Struck - deutscher Verteidugungsminister-).