Die Organisation der Waffen-SS führte vor 1939 die Bezeichnung „SS-Verfügungstruppe (Abkürzung SSVT)“.

 

Der Ursprung der SSVT lag in den bewaffneten SS-Stabswachen und späteren SS-Sonderkommandos. Diese waren kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung (1933) aufgestellte und mit Handfeuerwaffen ausgerüstete Kampfgruppen.

 

Grund für die Aufstellung dieser Kampfgruppen (Politische Bereitschaften)  war offensichtlich die Angst Hitlers vor einem möglichen Putschversuch der Kommunisten. Als der befürchtete Putsch ausblieb, wurden die SS-Einheiten aktiv in die Politik der NS-Regierung eingebunden.

 

Die erste Erwähnung der SSVT erfolgte am 24. September 1934, als Hitler den Wehrmachtsteilen die Aufstellung einer ständig bewaffneten SS-Einheit mit der Bezeichnung „SSVT“ mitteilte.  Die „SSVT“ sollte eine politische „Garde“ der NS-Führung darstellen. Geplante Stärke drei Regimenter, eine Nachrichtenabteilung und ein Pionierbataillon. Unterstellung: Reichsführer der SS.

 

Im Kriegsfall  stand die „SSVT“ der Wehrmacht zur Verfügung. Im Frieden wwurde sie nach Weisungen des Reichskriegsministers auf ihre Kriegsaufgaben vorbereitet.

 

Die aufgestellten Sonderkommandos wurden zwischenzeitlich in drei eigenständige SS-Standarten zusammengefasst. In Berlin-Brandenburg stand die SS-Standarte 1 „Adolf Hitler“. In Süddeutschland wurden die Sonderkommandos in die SS-Standarte 2 „Deutschland“ und in Norddeutschland in die SS-Standarte „Germania“ zusammengefasst.

 

 

 Am 14. Dezember 1934 wurde die Nummerierung der Standarten geändert. Die SS-Standarte „Adolf Hitler“ wurde herausgelöst und als „Leibstandarte Adolf Hitler“ weitergeführt.

 

Im März 1935 wurden die Sonderkommandos und auch die "Politischen Bereitschaften" endgültig aufgelöst. Deren Wachverbände wurden den Totenkopf-Verbänden angeschlossen. Der Rest der Mannschaften wurde in die SS-Verfügungstruppe

eingegliedert.

 

Für die Ausbildung des späteren Offizierskorps der Verfügungstruppen wurde im Juni 1935 die SS-Führerschule“ in Braunschweig und etwas später die von Bad Tölz gegründet. Sehr schnell wurden die „Führerschulen“ in „SS-Junkerschulen“ umbenannt.

 

Am 8. August 1935 wurde die Aufstellung der Verfügungstruppe abgeschlossen. Neben Mitgliedern des SS-Führungskorps traten

auch altgediente Reichswehr- und Wehrmachtsoffiziere und Angehörige des Polizeikorps hinzu.

 

In der „SSVT“ traf man zwei Arten von „SS-Führern“ an. Einmal die alten Berufsoffiziere der Polizei und Reichswehr und dann die jüngeren SS-Führer und Unterführer, die zumeist aus dem Bürgertum und den unteren Bevölkerungsschichten stammten und die durch ihre Ausbildung auf den Junkerschulen zu strammen Nationalsozialisten erzogen waren. Dadurch stand diese Gruppe im Gegensatz zu den älteren SS-Führern. Ein Minimalkonsens vereinigte allerdings beide Gruppen: Der Wunsch, aus der „SSVT“ ein eigenständiges Militär neben der Wehrmacht zu schaffen.

 

Im Jahre 1938 umfassten die bewaffneten SS-Verbände folgende Einheiten, in denen insgesamt rund 23.000 Mann dienten:

 

1.Leibstandarte SS „Adolf Hitler“

2. SS-Standarte „Deutschland“

3. SS-Standarte „Germania“

4. SS-Standarte “Der Führer”

5. SS-Nachrichtensturmbann

6. SS-Pioniersturmbann

7. SS-Sturmbann Nürnberg

8. SS-Junkerschulen

9. SS-Inspektion

10. SS-Sanitätsabteilung

11. SS-Totenkopfstandarte „Oberbayern“

12. SS-Totenkopfstandarte „Brandenburg“

13. SS-Totenkopfstandarte „Thüringen“

14. SS-Sondersturmbann Führungshauptamt

 

Um die Wehrmachtsführung zu beruhigen, erließ Hitler am 17. August 1938 einen „Geheimerlass zur Abgrenzung der gemeinsamen Aufgaben der SS und der Wehrmacht“:

 

„Die SS-Verfügungsgruppe ist war demnach weder ein Teil der Wehrmacht noch der Polizei. Sie war eine stehende bewaffnete Truppe zu Hitlers ausschließlichen Verfügung. Im Kriegsfall sollte sie im Rahmen des Heeres eingesetzt werden oder im Bedarfsfalle im Inneren nach Hitlers Weisungen.

Am 22. April 1940 erging der Tagesbefehl Nr. 1481 vom SS-Führungshauptamt an alle Dienststellen der „SSVT“:

„Auf Befehl des Reichsführers der SS sind alle unter den Waffen stehenden Einheiten der SS in der Waffen-SS zusammengeschlossen.

 

 Die Bezeichnungen „SS-Verfügungstruppe“ und „SS-Totenkopfverbände“ sind nicht mehr anzuwenden.“

Mit diesem Befehl ging die „SSVT“ endgültig in der Waffen-SS auf.

 

  Spezielle Hinweise zu der SS-Standarte 2 „Germania“, weil in dieser Standarte Günther Steffen über eine längere Zeitspanne

seinen Dienst versah.

Heinrich Himmler ließ durch den damaligen SS-Hauptsturmführer Wilhelm Bittrich die Politische Bereitschaft „Hamburg“ aufstellen. Diese wurde wenig später in „Germania“ umbenannt. Wie alle anderen bewaffneten SS-Standarten war auch die als SS-Standarte 3 „Germania“ gegründete Standarte nach militärischen Gesichtspunkten organisiert. Nach der Umnummerierung erhielt sie den Namen SS-Standarte  2 „Germania“ .

Die Stationierung ihrer drei Bataillone (Sturmbanne) erfolgte in räumlich weit entfernten Garnisonen:

Regimentsstab und I. Bataillon in Hamburg, II. Bataillon in Arolsen, III. Bataillon zunächst in Wolterdingen, ab 31, Juli 1937 in Radolfzell. 

 

 

  Einige Informationen zu den SS-Standarten

Die eigentliche Grundformation der Führungsebenen in der Allgemeinen SS war die Standarte.
Sie entsprach ihrer personellen Stärke nach einem Regiment der "normalen" Wehrmacht. Hervorgegangen sind die Fußstandarten aus der kontinuierlichen Erweiterung der früheren Zehner-Staffeln, die zuerst zu Stürmen ( in etwa Kompaniestärke), dann zu Sturmbannen (in  etwa Bataillionsstärke) und schließlich zu Standarten zusammengefaßt wurden.
Bis zur Reorganisation der SS in Juni 1934 konnte die Anzahl von Stürmen innerhalb einer Standarte stark variieren.
Vor 1934 sah die übliche Gliederung einer SS-Fußstandarte so aus:
Stab der Standarte
Spielmannszug
Sturmbann I mit Stab und 2-5 Stürmen
Sturmbann II mit Stab und 2-5 Stürmen
Sturmbann III mit Stab und 2-5 Stürmen
Reserve-Sturmbann mit Stab und 1-3 Stürmen.

Im Juni 1934 wurde dann eine einheitliche Struktur jeder Fußstandarte eingeführt, die bis Kriegsende gültig war.

SS-Oberabschnitte

Zu der Organisation der SS gehörten auch "SS-Oberabschnitte".
Die Oberabschnitte der SS bildeten die der Reichsführung der SS nachgeordnete Führungsebene der Formationen der SS. Sie waren aus den bereits 1925 aufgestellten Gau-SS-Führern hervorgegangen, die in den Jahren 1929 bis 1930 die SS-Oberführerbereiche Ost, West und Süd bildeten. Aus diesen entstanden in den Jahren 1931 bis 1933 die SS-Gruppen Nord, Ost, Südost, West und Süd aus denen sich dann ab 1933 die SS-Oberabschnitte entwickelten.
Auf dem Höhepunkt des organisatorischen Umfangs bestanden 27 SS-Oberabschnitte, u.a. auch
der SS-Oberabschnitt Nord.
Dieser Oberabschnitt wurde am 16.11.1933 errichtet und zwar durch Teilung der schon seit dem 1.7.1932 bestehenden SS-Gruppe Nord im SS-Oberabschnitt Nord und SS-Oberabschnitt Nordost.
Standort: Hamburg-Altona
Dem Oberabschnitt Nord war u.a. die Standarte 28 unterstellt.
Zusätzlich:
Reiter-Standarten 4 und 9
Kraftfahrsturmbann 4
Pionier-Sturmbann 5
Nachrichten-Sturmbann 6

Der Oberabschnitt Nord bestand bis zu seiner Teilung am 1.4.1936 in die SS-Oberabschnitte Ostsee und Nordwest.
Diesem war u.a. die Standarte 28 unterstellt.
Am 20.4.1940 erfolgte eine Umbenennung in SS-Oberabschnitt Nordsee. Grund: Ausweitung auf die besetzten Gebiete.
Am 23.5.1940 wurde ein neuer SS-Oberabschnitt Nordwest mit Standort in Den Haag eingerichtet. Die unterstellten Kräfte sind mir noch nicht bekannt !

 

 

 

Kurzfassung in Jahreszahlen:

 

1939

Am 1. Sept. 1939 traten die bereitgestellten Armeen des deutschen Heeres im gesamten Verlauf der deutsch-polnischen Grenze den Vormarsch nach Polen an.

Die SS-Verfügungstruppen (den Begriff Waffen-SS gab es noch nicht) hatten zu diesem Zeitpunkt eine Gesamtstärke von etwa 18.000 Mann.

Im Rahmen der zum 1. Sept. 1939 zum Angriff angetretenen deutschen Armeen und somit unter dem Befehl der Befehlshaber des Heeres kamen fast alle Verbände der SS-Verfügungstruppe zum Einsatz. Nach Abschluß der Kampfhandlungen wurden diese Verbände von der obersten Führung nur noch als Waffen-SS bezeichnet. Dieser Name war schon vorher in Verordnungen offiziell verwandt worden. Allgemein wurde im dienstlichen Bereich die Bezeichnung Waffen-SS seit Mitte 1940 benutzt. Die organisatorische Stellung der SS-Verfügungstruppen ist dadurch nicht geändert worden.

 

1940

 

Ende 1940 erfolgte die Aufstellung der Division Wiking aus Regimentern, die entweder ganz oder überwiegend aus europäischen Freiwilligen bestanden. Es handelte sich um das Regiment Westland, dessen Angehörigen aus Flandern und den Niederlanden stammten, und das Regiment Nordland, das sich aus Angehörigen nordischer Ländern –insbesondere Norwegern – zusammensetzte.

 

1941/1942

 

Im November 1941 bzw. Juni 1942 entstand die Brigade „Langemarck“, der zu dieser Zeit zahlreiche flämische Freiwillige zugeführt wurde. Unabhängig von dieser speziellen Entwicklung wurden in diesem Zeitabschnitt ansehnliche Freiwilligen-Kontigente aus Flandern, Wallonien, den Niederlanden sowie aus Dänemark und Norwegen der Waffen-SS zugeführt.

 

1944/1945

 

Schließlich umfasste Ende 1944 die Waffen-SS ca. 910.000 Mann.

In dem Jahr 1945 wurde der Waffen-SS in den wenigen Monaten bis zum Kriegsende (Mai 1945) weitere Kräfte zugeführt. Danach kann die Endzahl der Gesamtstärke von 1 Million Mann als zuverlässig angesehen werden.