Mit den bisherigen Seiten habe ich versucht konzentriert einen Abriss der Geschichte über die Legion/Brigade Nederland und etwas spezieller über die 23. SS - Freiwilligen-Panzergrenadier-Division Nederland aufzuschreiben. Im folgenden Teil will ich den persönlichen militärischen Werdegang meines Schwiegervaters Günther Steffen soweit es möglich ist darstellen. Konzentrieren werde ich mich auf das Freiwilligen-Panzergrenadier-Regiment 48 "General Seyfardt" (niederl. Nr.1) oder anders ausgedrückt auf die 6. Kompanie im II. Battalion der Brigade Nederland. Eine zentrierte Bezeichnung ist nicht möglich, da über die Zeit auf Grund von Umorganisationen in der Waffen-SS die Bezeichnung öfters verändert wurde. Einfügen werde ich auch die Zugehörigkeit von Günther Steffen zur SS-Freiwilligen-Legion "Flandern". Diese Zeitspanne liegt unmittelbar vor der Zugehörigkeit zu "Nederland".

 

Mein Schwiegervater ist am 30. Januar 1944 gefallen. Die Kriegsreignisse im Zusammenhang mit der Nederland nach diesem Zeitpunkt berühre ich nur sehr zurückhaltend.Diese Zeit hat dem Grunde nach nichts mehr direkt mit der "Ursprungsdivision" zu tun. Der Schwerpunkt sollte die Person Günther Steffen sein.

 

An anderer Stelle deutete ich bereits an, dass es leider keine persönlichen Äußerungen von Günther Steffen selbst gibt. Die lebenden Mitglieder der Familie konnten und wollten kaum verwertbare Fakten einbringen. Entweder waren sie im Fokus der Zeit noch zu jung oder die Kraft der Verdrängung obsiegte (Ursache: vielleicht das Problem der Kriegskinder). Fachliche Quellen waren letztlich Bücher zum Thema "Ostfeldzug/Waffen-SS" oder oder militärische Führungsunterlagen z.B. aus den Beständen der "NARA". 

Übersehen darf man natürlich nicht den vorhandenen zeitlichen Abstand zwischen Ereignis und Fragestellung. Trotz intensiver Bemühungen gibt es zu vielen Fragen keine Fakten und somit auch keine Antworten.

Ich konnte feststellen, dass sich offensichtlich in Archiven in Tschechien interessante Unterlagen befinden, wobei ein Hochwasser der letzten Jahre sehr viel wertvolles Material vernichtet haben.  Ein anderer Teil der Unterlagen befindet sich in Privatbesitz und bei der "WAST"*. Fest steht allerdings, dass die Akten große Lücken enthalten, weil die Organe der "SS" mit der Vernichtung der Archive begannen, als die sowjetischen Streitkräfte die Oder erreichten. Unterlagen der Jahre 1944 und 1945 wurden gänzlich vernichtet. Gerade aus dieser Zeitspanne hätte ich dringend Informationen benötigt.

Versuchen möchte ich den Menschen Günther Steffen bzw. sein sehr kurzes Leben im Blickwinkel seiner Zuwendung zu der Waffen - SS und der "Nederland" zu beschreiben. Kurze Schilderungen wichtiger Kriegsabläufe konnte ich nicht vollständig unterbinden. In einzelnen Passagen ist es für das Verständnis des Zeitgeschehens notwendig.

Sehr schnell kam bei meinen Arbeiten eine nicht erwartete Erkenntnis an das Tageslicht. Es war ein unschätzbar großer Vorteil, dass Günther Steffen kein einfacher Soldat in der Waffen  SS oder auch "nur" ein Unteroffizier war. Der Umstand Offizier  gewesen zu sein lieferte verbesserte Ergebnisse in der Recherche. Normalerweise hätte ich nur Spuren über persönliche Angaben gefunden. Im militärischen Gesamtbild wäre die Person Günther Steffen nur ein "Sandkorn" gewesen, auch am 30. Januar 1944. An diesem Tag seines Todes fielen auf beiden Seiten der unmittelbaren Front und an anderen Kriegsschauplätzen sehr viele Soldaten. Sein Tod wäre keinem besonders aufgefallen.Er hätte den Lebensverlauf tausender anderer Soldaten erfahren. Gefallen und das war es.....

Das Halbwissen über wie, wann und wo war und ist sehr belastend. Als ich nur sehr wenig über Günther Steffen wußte, war es anders. Neue Hinweise oder Angaben lassen neue Fragen entstehen. Ich war selten zufrieden.

Ein sehr wichtiges Selbstverständis für mich persönlich ist, dass ich in keiner Weise den Gedanken einer Verherrlichung der damaligen Zeit das Wort reden möchte. Es bestehen in der Familie undeutlche Informationen darüber, dass auch Günther Steffen in einer Zeitphase kurz vor seinem Tod in Briefen (?) an seine Frau oder in einem persönlichen Gespräch deutliche Zweifel an der "politischen Führung" und den Sinn des laufenden Angriffkrieges, den er ja über eine ganze Zeit mit getragen hat, verlauten ließ. Fragen nach dem Warum, Wozu und Weshalb belasteten seine Gedanken. Es war bestimmt ein sehr mutiger Schritt sich zu offenbaren. Trotzdem hat Günther Steffen es getan. Eine sehr mutige Leistung. Ich persönlich traue es ihm zu. Zweifelsfrei.

 

 

 

 

* WAST= Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht