Das Jahr 1941 war ein Zeitabschnitt in der Lebensbahn von Günther Steffen mit wichtigen Akzenten. Ein unvergesslicher Höhepunkt war mit Bestimmtheit der Besuch seiner Ehefrau in Prag. Grund war offensichtlich der Aufenthalt von Günther Steffen in Böhmen und Mähren auf dem Truppenübungsplatz Milowitz in der Nähe der Stadt Prag. Weitere Einzelheiten enthält das  Jahresbild 1943.

 

 

 

Die militärische Entwicklung in der Waffen-SS zeichnete im Jahr 1941 diese Strukturen:

 

 

Im April 1941 vollzog sich die Aufstellung der SS-Freiwilligen-Standarte Nordwest in der SS-Kaserne „Germania“ in Hamburg-Langenhorn. In dieser Standarte wurden Günther Steffen die Aufgaben des Zugführers der 1. Kompanie übertragen. Diesen Dienstgrad führte Günther Steffen auch  in den ersten Monaten seiner Zugehörigkeit in der SS-Freiwilligen-Legion "Flandern".

 

Das Truppenbild der neuen Standarte Nordswest:

 

"Deutsche Offiziere und Unteroffiziere sowie „germanische“ Freiwillige als Soldaten ( Niederländer und Flandern)."

 

 

Ab dem 12. Juli 1941 entwickelte sich die Neugliederung der Waffen-SS in  kurzen Schritten. Es wurde der SS-Freiwilligen Verband „Niederlande“ ( noch nicht Nederland) im Raum Krakau (Posen) aufgestellt. Sehr schnell gab es für diesen Verband eine Namensänderung. Am 11. August 1941 wurde die Bezeichnung SS-Freiwilligen-Legion „Niederlande“ veröffentlicht. 

Die Freiwilligen Legion "Niederlande" lag (nach dem  Original-Kriegstagebuch - NARA-Filmrolle)

vom September 1941 bis Januar 1942 auf dem Truppenübungsplatz Aris/Ostpreußen. Anläßlich eines Besuches des Reichsführers SS ( Heinrich Himmler) in den letzten Dezember-Tagen (1941) wird die Legion  für frontverwendungsfähig erklärt. Am 12. 01.1942 trifft der Abmarschplan ein. Die SS-Freiwilligen-Legion "Niederlande" wird am 13. und 14. Januar 1942 in 4 Transporten nach Danzig in Marsch gesetzt und dort eingeschifft. Vier Truppentransporter bringen die Freiwilligen-Legion "Niederlande" nach Libau/Lettland. Hier treffen die Transporte in der Zeit vom 16.o1. bis 18.o1.1942 ein.

Das Kriegstagebuch berichtet weiterhin:

19.01.1942:

Die Legion ist in Massenquartieren untergebracht. Nach Mitteilung der 2. SS-Infanterie-Brigade (dieser untersteht die Freiwilligen-Legion "Niederlande") soll der Weitertransport an die Front in 3 bis 4 Tagen stattfinden.

21.o1.1942:

Der Regiments-Stab, die Stabskompanie, die 1. Jagd-Kompanie, der 1. Transportzug, Stab I., 1.,2. und 3., 4.Kompanie, 2. Transportzug werden in Marsch gesetzt. Infolge Verstopfung des Bahnhofs Plesskau werden die beiden Transporte am gleichen Tage angehalten. Der 1. Transport erreicht noch Mitau. Die Männer des Transportes werden dort in einem Massenquartier untergebracht. Der 2. Transport gelangt nur vom Verladebahnhof bis zum Hauptbahnhof Libau. Die Männer kehren in ihre Quartiere zurück. Der Weitertransport soll erst am 21.o1.1942 stattfinden.

22.o1.1942  (Libau)

Der Abmarschbefehl mit Ziel Plesskau trifft ein. 

23.o1.1942 (Libau)

Die Transportsperre wird wieder aufgehoben. Der 1. Transport verläßt Mitau am 24.o1.1942 mit dem Ziel Plesskau. Der 2. Transport (mit dem 1. Batallion) und der 3. Transport (13. und 14. Kompanie) verlassen Libau am 24.o1.1942.

24.o1.1942 (Libau)

Eine erneute Transportsperre verhindert die Weiterfahrt des 2. und 3. Transportes. Die Transportzüge erreichen Riga und werden dort angehalten. Die Männer werden in Riga in Massenqurtiere untergebracht. Ein Weitertransport soll erst am 29.o1.1942 erfolgen.

25.o1.1942 (Libau)

Telef. Anruf der Transportkommendatur Riga. Die nächsten 3 Transportzüge (II. und III. Batallion) sind zu beladen, damit sie zu gegebener Zeit in Marsch gesetzt werden können. Die Vorbereitungen werden getroffen.

26.o1.1952 (Libau)

Die Verladung beginnt.

27.o1.1942 (Libau)

Die Transporte warten auf Abruf. Die in Riga angehaltenen Transporte verlassen am 27.o1.1942 und 28.o1.1942 Riga mit dem Ziel Plesskau.

28.o1.1942 (Libau)

Der Kommandeur der SS Freiwilligen-Legion "Niederlande), SS-Oberführer Reich, begibt sich mit seinem Adjutanten, SS-Hauptsturmführer Koller, an die Front. 1. Tagesziel: Riga. 2. Tagesziel: Geigorowo bei Nowgorod am Ilmensee. 3. Tagesziel; Selo-Gora. Zuvor Besprechung Beim XXX.V.I II.A.K. in Raglizky und bei der 2o. Jagddivision in Torschinowo.

29.o1.1942

Die Transporte des II. Batallions verlassen Libau.

30.o1.1942

Das III. Batallion verläßt Libau

o1.o2.1942 (Selo-Gora)

Besprechung mit dem Abschnitts-Kommandeur, Oberst von Holwede.

o2.o2.1942 (Selo-Gora)

Vorbereitungen zur Übernahme des Abschnittes werden getroffen.

I. Batallion trifft ein und bezieht Ortsunterkunft in Gorenka. Die 13. und 14. Kompanie trifft ebenfalls ein und wird in Selo-Gora untergebracht.

02.02.1942 (Gusi)

Die Männer werden, um sie nach dem langen Marsch frisch zu halten, mit Beiwagen-Krädern und einem LKW von Selo-Gora nach Gusi in Marsch gesetzt. Der letzte Transport wird von einem stärkeren russischen Spätrupp am Ortseingang überraschend von 2 Seiten angegriffen. Der Fahrer des 1 Beiwagengespannes wird getroffen. Die Kolonne stockt infolge der Straßenenge und ist, ohne dass sie sich zur Wehr setzen kann, dem Maschinengewehr- und Schützenfeuer ausgesetzt. Bis auf einen Mann, der nicht getroffen ist und sich zurückziehen kann, sind alle tot (5 Mann). Einige Männer waren gleich tot (Kopfschüsse), einige schienen gelebt zu haben und sind von den Russen durch Majonettstiche und Kolbenschläge auf den Kopf getötet worden.

Nach Abnehmen von drei Soldbüchern und Bekleidungsstücke verschwand der russische Spähtrupp wieder. Während der Gefechte verlor die Freiwilligen-Legion "Niederlande" noch einen Mann und einen Vermisten. Der russische Angriff wurde erfolgreich abgewehrt. Eine russische Pak wurde vernichtet.

Diese kurzen Originalauszüge aus dem Kriegstagebuch der "Niederlande"spiegeln sehr eindrucksvoll die schweren Belastungen für die Männer. Gusi und Selo-Gora schrieben Kampfbilder mit hohen Verlusten. Übersehen darf man nicht, dass die "Niederlande" und die begleitenden Verbände sich noch auf dem Vormarsch in Richtung Leningrad befanden.

 

In den Fokus der Entwicklungen stand  ebenfalls die SS-Freiwilligen Legion "Flandern". Aus dem Kriegstagebuch (Rolle 653 NARA) dieser Legion  für den Zeitraum ab 10.11.1941 bis 18.12.1941, geführt vom SS-Untersturmführer Günther Steffen, stammen die folgenden Beschreibungen. Günther Steffen war zu dieser Zeit Adjutant der Freiwilligen-Legion "Flandern" und gerade zu der Legion als Zugführer versetzt worden (zum o1.10.1941). Die Legion unterstand zu dieser Zeit, genau wie die Legion "Niederlande", der 2. SS-Infanterie-Brigade (mot.).

Die Freiwilligen-Legion "Flandern" wurde auf Befehl des Reichsführers SS (Heinrich Himmler) aufgestellt. Im Befehl vom 14.o9.1941, SS-Führungshauptamt, Org./Tb. Nr. 4031/41 geh., heißt es:

"Die Zahl der brauchbaren Freiwilligen reicht nicht aus, um die Infanterie-"Freiwilligen"-Standarte "Nordwest" und die "Freiwilligen-Legion "Niederlande" voll aufzustellen. Reichsführer SS hat deshalb die Umgliederung bzw. Umbenennung dieser beiden Infanterie-Regimenter in

" 1 Infanterie-Regiment (mot.) "Freiwilligen-Legion "Niederlande" und

      1 verst. Infanterie-Batallion (mot.) "Freiwilligen-Legion "Flandern" befohlen. 

Zur Freiwilligen Standarte "Nordwest", die am 11.o4.1941 in Hamburg-Langenhorn aufgebaut wurde, kamen Freiwillige aus Holland und Flandern. Die Flamen wurden in der 1., 6. und 8. Kompanie zusammengefaßt und dort zu Infanteristen am Gewehr ausgebildet.

Die Kompanien der Flamen wurden am 14.o7.1941 als SS-Freiwilligen Verband "Flandern" nach Radom im Generalgouvernement verlegt. Hier wurde eine zur Batallionstärke fehlende Kompanie gebildet und mit jungen Freiwilligen, die neu hinzukamen, ergänzt.

Am o3.o8.1941 wurde das Batallion zum SS-Truppenübungsplatz Ost in Debico, Generalgouvernement , verlegt. Am 11.o8.1941 wurden die Regimentseinheiten der Standarte "Nordwest" aus dem Flandern-Batallion aufgestellt. Zusätzlich wurde das Batallion durch neu eingetroffene Rekruten aus Flandern ergänzt. In Debico wurde das Regiment bespannt. Am o7.o9.1941 erfolgte eine Verlegung nach Arga in Ostpreußen. Hier wurde die Freiwilligen-Legion "Flandern" am o1.1o.1941 durch Zusammenfassen der bei den Regimentseinheiten stehendenFlamen und dem 1. Batallion des Regiments "Nordwest", welches aus Deutschen und Flamen bestand, aufgestellt.

Es entstanden 3 Schützen-Kompanien, eine schwere MG-Kompanie, sowie eine weitere schwere Kompanie, die sich aus einem schweren Granatwerfer-Zug und einen Pak-Zug zusammen setzte. Außerdem wurde die "Flandern" motorisiert.

Durch aufopfernde Arbeit der Kompanieführer und hartem Dienst auf dem Truppenübungsplatz Arys wurde die Legion einsatzfähig gemacht.

Am 27.1o.1941 fand ein gefechtsmäßiges Schießen als Abschlußübung der Legion auf dem Truppenübungsplatz statt. Die Übung wurde von SS-Brigadeführer Knoblauch vom Kommandostab Reichsführer-SS abgenommen. Aufgrund der guten gezeigten Leistungen erhielt die Freiwilligen-Legion "Flandern" den Marschbefehl an die Ostfront. Dieser Befehl hatte folgenden Wortlaut:

"Legion ist ab o1.11.1941 der II. Brigade unterstellt. Marschiert am 10.11.1941 bis Tilsit, 11.11. bis Riga, 12.11. Ruhetag, 13.11. bis Pleskau, 14.11. bis Roshdjentwjenno (22 Km südlich Krasnoweardeink), 15.11.1941 bis Tosso.

Die Freude (!!) über das Eintreffen des Marschbefehls äußerte sich durch eine spontane Sammlung für das Winter-Hilfs-Werk. Dem SS-Brigadeführer Knoblauch, Kommandostab RF SS, wurde am Abschiedsabend der Betrag von 14.543,64 RM übergeben. 

Die Freiwilligen-Legion "Flandern" rückte in Stärke von

25 Führern , 78 Unterführern und 1009 Mann aus. Hiervon waren Flamen

14 Führer,  1 Unterführer und  935 Mann.

10.11.1941, 7.oo Uhr, Abmarsch der Legion nach Tilsit.

Marschfolge: 4 Marschtrupps, und zwar

                               1. Marschtrupp: Stab und 1. Kompanie, 2. Marschtrupp: 2.                                     und 3. Kompanie, 3. Marschtrupp: 4. Kompanie und 4.                                           Marschtrupp: 5. Kompanie.

Marschweg: Arys - Lötzen - Angersburg - Nordenburg - Insterburg - Kreusingen - Tilsit.

Übernachtungen in Tilsit: in Sälen und Hotels.

Weitermarsch nach Riga: Marschfolge wie am 10.11.1941.

Marschweg: Tilsit - Tauroggen - Skandrile - Schaulen - Joniskis - Mitau - Riga.

Marschstrecke 320 Kilometer. Ankunft Riga: 18.oo  Uhr. Leichter Schneefall sowie Nebel und Glatteis.

Am 13.11.1941 wurde Pleskau erreicht; Abends gegen 20.oo Uhr.

14.11.1941: Weitermarsch nach Roshdjentwjenno. Marschfolge wie bisher. Marschweg: Pleskau - Luga - Roshdjentwjenno. Abmarsch sollte um 8.oo Uhr erfolgen.

Durch die starke Kälte (-28 Grad C) war es nicht möglich zu gegebener Zeit die gesamten Fahrzeuge fahrbereit zu machen. Die Motore sprangen nicht an. Trotz durchgehender Motorwache während der ganzen Nacht.

Abmarsch: Einzelne Marschtrupps rückten ab, sobald die größere Zahl der Fahrzeuge fahrbereit waren. Einzelne Fahrzeuge folgen nach. 20.oo Uhr: 5. Kompanie erreicht als erster Marschtrupp Roshdjentwjenno.

Am 16.11.1941 kommt ein weiterer Marschbefehl. Die Freiwilligen-Legion "Flandern" marschiert nach Tarassowo und Umgebung. Am 17.11.1941 Marsch an die Front. Marschstrecke 9o  Kilometer. Marschweg: Roshdjentwjenno - Mal-Vyra - Kurowizi - Wyrizo - Kina-Lissino - Tossno - Tarassowo. Der zugewiesene Frontabschnitt ist erreicht. Das Kriegstagebuch berichtet:

30.11.1941: Zwei Flugzeuge unbekannter Nationalität ohne Bordlichter überflogen Tarassowo in Richtung Rubliewo. Motorengeräusch weiterer Flugzeuge war zu hören.

4.12.1941: Sechs Mitglieder der 2. SS-Infanterie-Brig. (mot.) sind gefallen.

6.12.1941: Kompanie Breymann kehrt von einem großen Spähtruppeinsatz zurück.

8./9.12.1941: Vorbereitungen für Verlegung der Legion "Flandern" in das vorgesehene Winterquartier. Verschiedene Vorkommnisse verzögern den Abmarsch.

13.12.1941: 2. Vorbefehl für Abmarsch.

15.12.1941: Abmarsch in das Winterquartier. Die Freiwilligen-Legion "Flandern" hat die Front verlassen. Die Kriegsabläufe sorgen allerdings nur für ein kurzes Verweilen im Winterquartier.  

 

Günther Steffen ist  Adjutant im Stab der Freiwilligen-Legion "Flandern". Diese Position hat er offensichtlich bis Juli 1942 ausgefüllt. Die Fortschreibung des Kriegstagebuches ist nicht mehr seine Aufgabe.

 

 

Im Verbund dieser fortlaufenden Veränderungen innerhalb der Waffen SS wurde zum   15. Juli 1941 die SS-Freiwilligen-Sturmbrigade „Langenmarck“ aufgestellt und zwar in Random (Polen). Bezeichnet wurde diese Sturmbrigade ab 1944 als SS-Freiwilligen-Grenadier-Division „Langenmarck“ (flämisch Nr. : 1 ). Ein Teil der Mannschaften stammten aus der ehemaligen Standarte Nordwest.

 

Die „Langenmarck“ wurde  dann 1943 in die Sturmbrigade "Flandern" integriert und dadurch  aufgewertet.

 

Die bereits in der Chronik angesprochenen Führerpersonen der Waffen-SS Josef Fitzthum und Helmut Breymann spielten in diesem Zeitabschnitt 1941 bis 1942 für Günther Steffen offensichtlich eine wichtige Rolle. Es entstand eine tragbare und auch in menschlichen Belangen eine funktionierende Kameradschaft.

Anfang November 1941 war Helmut Breymann im Rang eines SS-Obersturmführers Chef der 2. Schützen-Kompanie in der Legion „Flandern“. Im November 1942 folgte für Helmut Breymann die Beförderung zum SS-Hauptsturmführer der „Flandern“.

 

Josef Fitzhum wurde am 16. April 1942 im Rang eines SS-Obersturmbannführers der Reserve mit der Führung der gesamten Legion „Flandern“ betraut. Zum 1. September 1942 wurde Fitzthum Kommandeur der SS-Freiwilligen Nederland (!!) mit der gleichzeitigen Beförderung zum SS-Standartenführer.